19. Focus Award // Fachhochschule Dortmund // 18. – 20. Mai 2011

Sind wir Designer WELTENMACHER?

Manche Designer behaupten von sich, sie gestalten nicht nur Gegenstände, sondern ganze Welten. Gleichzeitig verfolgt die Gesellschaft aber auch eine erstaunliche Entgrenzung des Designbegriffs: Sind wir nicht alle WELTENMACHER?! Und welche Verantwortung haben und tragen wir für die Welten, die wir erschaffen?

Gibt es überhaupt noch Grenzen – in Bezug auf die gestaltbaren Welten und auf unser eigenes Vermögen? Welche Macht haben WIR WELTENMACHER?

Kreativität gerät zu einem neuen gesellschaftlichen Imperativ. Damit wächst der Glaube an die neuen, allgegenwärtigen Schöpfer. Als WELTENMACHER identifizieren wir demnach auch all jene, die umfassende neue Erfahrungssphären und Erlebnisräume erzeugen, in die wir mit all unseren Sinnen eintauchen dürfen.

Einerseits erleben wir dabei eine stark am Marketing orientierte, ökonomisierte Gestaltung, für die hier nur stichwortartig Branding, CI Police oder »Tiefendesign« wie »Design thinking in Business« sowie popkulturelle Castingshows wie »Design your Life« im britischen Fernsehen erwähnt werden sollen.

Andererseits richten sich Menschen gleichzeitig immer häufiger ihre kleinen privaten und subjektiven Welten ein, die oft durch spezifische Codes oder den Hype um bestimmte Kultmarken und Celebrities charakterisiert sind.

Ob »Nail Design« oder Schönheitschirurgie, die Bioware wird zum idealen, attraktiven Körper modelliert. Die Biowissenschaften übernehmen derweil ganz selbstverständlich das Planen, Entwerfen und Gestalten von neuartigen Viren und synthetischen Lebewesen mit Hilfe der Gentechnologie – Designerbabies längst inklusive.

Physiker fantasieren nach dem erfolgreichen Urknall-Experiment vom 30. März 2010 am CERN ganz ironiefrei vom »Designing the Universe«. Tourismusbüros, Sportstudios und Wellness Bäder betreiben ein veritables »Glücksdesign«. Möbelbauer und Architekten begnügen sich nicht mehr allein nur mit dem Entwurf von beeindruckenden kleinen Wohnwelten und besonderen Stilfragen, sondern kreieren ganze Marken- wie Designerstädte und künstliche Inselparadiese.

Wissenschaftler und Technologen visionieren ein Climate Design auf fernern Planeten wie dem Mars und schaffen jetzt schon unsere zukünftigen Lebenswelten - für den Fall, dass die alte Welt nach Klimakatastrophen, Kriegszerstörungen und Ökodesastern nicht mehr zu re-designen wäre.

Letztlich dreht sich alles um die Gestaltung von Emotionen und Erlebnisintensivierung. Wir erleben somit momentan eine erstaunliche Ausweitung und Totalisierung des Designbegriffs hin zu einem anthropologischen Phänomen und einer universellen Kompetenz.

Wie reagiert die Disziplin Design auf die diagnostizierte gestalterische Konkurrenz und die beobachtbare Entdifferenzierung des Designbegriffs – etwa mit Ohnmacht? Oder wird sie sich dadurch erst jetzt so richtig ihrer Macht und Bedeutung bewusst?

Der FOCUS AWARD 2011 richtet sich mit diesen Fragen und Überlegungen an Studierende aller Designbereiche. Erwünscht sind studentische Einreichungen, die sich mit der Thematik »WELTENMACHER« auf originelle, experimentelle und innovative Weise in allen künstlerisch-gestalterischen Formen auseinandersetzen – dokumentarisch, reflektierend, kritisch. (PCS)